"become
the media" O-Ton-Feature von Johannes
Ullmaier, Mainz
"become
the media"
wurde ursprünglich als Beitrag zu einer
medientheoretischen Vortragsreihe im Rahmen des
Studium Generale der Mainzer
Johannes-Gutenberg-Universität konzipiert und als
Live-Mix präsentiert.
Den Titel einer Spoken-Word-LP von Jello Biafra
aufnehmend, zielt das Projekt darauf, das
Konventionsgerüst des akademischen Vortrags in
Richtung auf die Diskurspraxis des Medienalltags
selbst zu überschreiten: vom vorfixierten Skript
zum im Reden verfertigten (Audio)Take, von
hypotaktischer Systemik zum parataktischen Panorama,
vom tendenziell Linearen, Denotativen, Abgerundeten,
Monologischen, Objektivierenden und Deskriptivischen
zum tendenziell Multilinearen, Konnotativen,
Ausgefransten, Dialogischen, Subjektivierenden und
Interventionistischen.
Als Materialgrundlage dienen Mitschnitte
informeller, im November/Dezember 2002 geführter
Gespräche, die sowohl in Hinblick auf die Partner
als auch auf Verlauf und Inhalt mehr der glücklichen
Gelegenheit (anders motivierte Aufenthalte in
Berlin, Wien, Frankfurt, Köln und Nürnberg) denn
bewußter Planung entsprungen sind, sich aber oft
gerade in ihren Kollateraleffekten als umso unzufälliger
erwiesen.
Im Mix entsteht ein virtueller Dialog von Menschen,
die sich, in verschiedensten Funktionen mit dem
Mediensystem befaßt, mehrheitlich nie begegnet
sind. Die situative und performative Gültigkeit
ihrer Wortspenden ist die Basis für den
synthetischen Versuch, mittels - Zufallsradien
zulassender - Auswahl, Fragmentierung und
Rekonstellierung etwas vom objektiven Nebeneinander
gegenseitiger Ergänzung, Bestärkung, Brechung,
Widerlegung oder Ignorierung aktueller
Medienreflexion hörbar zu machen. Demgemäß kann
und will die Summe weniger die universelle Adäquanz
bestimmter Theoriegebäude oder Thesen repräsentieren
als das reale, hier nach Kräften enthierarchisierte
Kommunikationsspektrum vom kristallinen analytischen
Befund über spontane Entwürfe, Assoziationen und
Gedankensprünge bis hin zum Faxen, Lispeln, Kauen,
Festhängen und Sichverhaspeln - eine 'Oral History
of Now', zusammengesetzt aus kursorischen
Informationen über Arbeitsbedingungen, Probleme und
Projekte, zur Ergänzung und teils Erdung gegenwärtiger
Theoriedebatten.
Als akustischer Flußlauf, der die Stimmen trägt,
firmiert Robert Ashleys
Involuntary-Speech-Komposition Automatic Writing
(1979), die den diskursiven Faden wie ein
aleatorischer Kommentar aus elementaren
Artikulationsimpulsen (Beifall, Schmerz, Verlachen,
Zärtlichkeit, etc.) umspült und so dem Beiläufigen,
Halbgemeinten gegen das offizielle Statement Deckung
gibt. Umgekehrt wirkt der evidente Kunstcharakter
gleichzeitig als Paravent gegen das Hörklischee der
O-Ton-Authentizität.
"become
the media"
ist in der vorliegenden Form zu drei
strukturverwandten, thematisch gegliederten Blöcken
organisiert:
Mp3
128k/s
-
Sehfeld,
Download, 53:12 min, 48,7 Mb
-
Hörfeld,
Download, 54:38 min, 50,0 Mb
-
Tastfeld,
Download, 53:32 min, 49,0 Mb
Gesprächsbeiträgen
von:
Andreas Leo Findeisen, Medientheoretiker, Wien //
Johannes Grenzfurthner, Künstler, Wien // Brigitte
Kleine, Journalistin, Mainz // Fritz Ostermayer,
Radiomoderator, Musiker und Autor, Wien // Lisa
Pfahl, Soziologin, Berlin // Bernd Distler,
Tontechniker, Nürnberg // Tine Plesch, Autorin und
Radiomacherin, Nürnberg †// Jürgen Ploog, Autor,
Frankfurt // Klaus Sander, Labelbetreiber, Köln //
Robert Stachel, Medienstratege, Wien // Ronald
Steckel, Autor, Theater- und Audio Artist, Berlin //
Boris Traue, Soziologe, Berlin
Mit
Audiozitaten von:
Robert
Ashley Automatic Writing & Jello
Biafra, William Burroughs, Pink Fairies, Theo
Parrish, Vilém Flusser, Slime, Richard Buckminster
Fuller, Helmut Qualtinger, John Cage, Hubert Fichte,
The Misfits, Pierre Henry, The Neon Judgement,
Wandlungsband, Esplendor Geometrico, Free Agents,
Chris & Cosey, John Oswald, Ice Cube, XTC, Laika
(Weltraumhündin), Richard Strauss u.v.a.
Technische
Realisation: Bernd Distler |